Der Sankt Hubertus Wecker von Lenzkirch gehört zu den seltensten Uhren der Welt, nach der viele Sammler viele Jahre lang suchen müssen. In den letzten 16 Jahren wurde dieses Kleinod nur zweimal in akzeptabler Qualität angeboten. Der Anlass, wenn ein Hubertus Wecker zum Kauf angeboten wird, ist immer trauriger Natur, meist ist ein Sammler verstorben und seine Sammlung wird aufgelöst.
Warum dieser kleine Wecker die Sammlerherzen höher schlagen lässt, wird klar, wenn man ihn betrachtet. Lenzkirch hat, wie so oft, viel Wert auf Details gelegt und diese, wie von Lenzkirch nicht anders gewohnt, sorgfältig und liebevoll ausgearbeitet.
Die Uhr bezieht sich auf den heiligen Hubertus, der als der Schutzpatron der waidgerechten Jagd galt. Die Uhr ist, mit Eule, nur 30 cm hoch, wirkt aber viel kleiner. Es gibt Varianten, da die Uhren einzeln angefertigt wurden. Manche haben ein spitz zulaufendes Dach, manche überhaupt kein Dach, andere haben diesen stilisierten Schornstein. Sie sind sehr rar, nur eine Hand voll hat die Weltkriege überlebt.
Über die Jagd an sich darf man geteilter Meinung sein, dennoch gehört sie von Anbeginn zu der Entwicklungsgeschichte unserer Vorfahren. In diesem Zusammenhang möchte ich mal eine kleine Anekdote erzählen.
Eines Morgens kam ich, 16-jährig und pubertär aus meinem Jugendzimmer, das unser Vater mir im Souterrain unseres elterlichen Eigenheimes ausgebaut hatte. Es war ebenerdig mit der Werkstatt meines Vaters, der Möbeltischler gewesen ist. Wenn ich aus meinem Zimmer kam, stand die Hobelbank gegenüber von meiner Zimmertüre, im weiteren abgetrennten Bereich befand sich der Partykeller, mein Badezimmer und die Waschküche.
Schlaftrunken, noch nicht ganz wach ging ich in Richtung Bad und warf einen Blick auf die Waschküche. Mein Blick erstarrte, denn da hing kopfüber ein geschossenes Reh, enthäutet, zum Ausbluten über einer Zinkwanne. Voller Entsetzen rannte ich nach oben, wo die Familie schon beim Frühstück saß und ging meinen Vater an: “Du mordslüsterne Bestie, was fällt Dir ein, so ein schönes Tier zu schießen und dann auch noch da unten hin zu hängen!”
Sie haben es erraten, mein Vater war auch Jäger und hatte ein Jagdbeteiligung in der Eifel.
Mein Vater, während er ein gekochtes Ei köpfte: “Das wunderschöne Tier, wie Du es nennst, war krank. Der Abschuss war notwendig, da das Reh keine natürlichen Feinde hat, der Wolf und der Bär sind bei uns ausgestorben. Wir müssen so schöne Tiere auch mal schießen, denn die natürliche Auslese, in der sich nur die stärksten Tiere genetisch vermehren, die anderen gerissen werden, funktioniert bei uns nicht mehr. Auch gilt es, den Wald zu schützen, denn wenn der Rehbestand zu stark wächst, gibt es keinen Niedrigwald mehr, mit allem, was da in den Büschen und jungen Bäumen lebt. Es gibt noch mehr Waldbewohner, bis zu den Insekten, die auch Lebensräume brauchen. Und bevor Du Dich weiter aufregst, wirst Du mit zur Jagd kommen, damit Du von dem, über das Du urteilst, auch etwas verstehst. Wir sind keine mordslüsternen Bestien, die um des Schießens willen Tiere abknallen!”
So war das und ich mußte mit, denn mein Vater bestand darauf, dass wir uns informieren, bevor wir urteilen.
Halali und Halala, ich habe meine Meinung geändert, denn nirgendwo habe ich je wieder gesehen, wie sehr ein getötetes Tier geehrt wird. Das passiert im Schlachthof nicht, wo das Tier nur eine Ware ist. Abgesehen davon haben Wildtiere, im Gegensatz zu Nutztieren, ein artgerechtes Leben gehabt und die Chance, dem Jäger zu entkommen. Ich bin trotzdem auch heute nicht am Jagen interessiert und mag keine Waffen.
Der Sankt Hubertus Wecker, der sich auf den heiligen Hubertus bezieht, ist ein Jagdwecker, der von Schützen- und Jägervereinen an besonders verdiente Jäger oder Schützen verliehen wurde. Sie sind nicht seriell in großer Stückzahl produziert worden. Die Ursache war der hohe Preis und der Umstand, dass nur eine kleine privilegierte Gesellschaft überhaupt ein Jagdrecht hatte.
Hubertus von Lüttich (französisch Hubert de Liège; * um 655 in Toulouse; †30. Mai 727 der Ãœberlieferung nach im heutigen Tervuren bei Brüssel, Belgien) war Bischof von Maastricht und Lüttich. Er wird in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt. Sein Gedenktag ist der 3. November. Der hl. Hubertus gehört mit den hll. Antonius, Quirinus und Cornelius zu den sogenannten „vier heiligen Marschällen Gottes“ und wird mancherorts auch zu den vierzehn Nothelfern gerechnet. Sein Attribut ist ein Hirsch mit einem Kruzifix im Geweih.
Hubertus lebte als Pfalzgraf am Hof Theoderichs III. in Paris, später in Metz am Hofe Pippins des Mittleren, mit dem er wohl verwandt war. Nach dem Tod seiner Frau ging Hubertus als Einsiedler in die Wälder der Ardennen, wo er apostolisch tätig war. 705 wurde er Bischof von Tongern-Maastricht. 716 verlegte er seinen Bischofssitz nach Lüttich. Er ließ dort die Lambertuskathedrale erbauen und galt als fürsorglicher Wohltäter.
Die Reliquien des heiligen Hubertus wurden am 3. November 743 erhoben. 825 wurden sie in die damalige Abteikirche nach Andagium, heute Saint-Hubert, in den Ardennen übertragen. Im Mittelalter war Saint-Hubert ein Wallfahrtsort. Seit der Zeit der Französischen Revolution sind die Reliquien des hl. Hubertus jedoch unauffindbar.
Im Christentum wird dem Schutzpatron der Jäger, im Mittelalter war dies – und ist es vor allem in Österreich und Bayern weiterhin – der Heilige Eustachius (†um 118), die in verschiedenen Versionen überlieferte Hirschlegende zugeschrieben, wonach der Heilige an einem Karfreitag auf der Jagd beim Anblick eines prächtigen Hirsches mit einem Kruzifix zwischen den Sprossen des Geweihs bekehrt wurde. Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde sie zunehmend auf den Heiligen Hubertus (†727) übertragen, obwohl dieser eigentlich kein Jäger war. Eine erste Erwähnung in Bezug auf Hubertus findet sich um 1440 bei der Stiftung des Hubertusordens durch Herzog Gerhard II. von Jülich und Berg. Er ehrte damit die Bemühungen des Heiligen zur Christianisierung der Ardennen, wo der heidnische Kult um Diana, der antiken Schutzgöttin der Jagd, noch Bestand hatte.
Einer Version nach ließ er sich nach der Erscheinung eines Kruzifixes im Geweih eines gejagten Hirsches taufen und schwor der Jagd ab und wurde vom leidenschaftlichen Jäger zum Nichtjäger. Andere Quellen berichten, der vorher als brutal und zügellos geschilderte Hubertus habe sich nach der Erscheinung vom „wilden Heiden“ zum christlich-gemäßigten Jäger gewandelt. Christlichen Jägern gilt die Hirschlegende seither als Vorbild der Mäßigung und Ansporn zur waidgerechten Jagd gemäß der waidmännischen Losung: den Schöpfer im Geschöpfe ehr[en], wie sie Oskar von Riesenthal in seinem Lied „Waidmannsheil“ (1880) formulierte.
Neben der Eustachius-Legende, die Hubertus hier direkt beerbt, verweist die Geschichte im christlichen Kontext auf das Damaskuserlebnis des Paulus. Die Ursprünge des Motivs finden sich in der buddhistischen Legende um den Mönch Mahinda, der den Buddhismus in Sri Lanka begründete. Hier ist es der König Devanampiya, der auf der Jagd einem Hirsch oder dem Mönch selbst begegnet, um daraufhin zum Buddhismus zu konvertieren.
Der heilige Hubertus wird gemeinhin als Schutzpatron der Jagd angesehen, von vielen aber auch als der erste Jagdgegner, weil er sich nach der Legende nach der Hirscherscheinung gänzlich von der Jagd losgesagt hat. Außerdem gilt er als Patron der Hunde und als Helfer gegen Tollwut, der Schützen und Schützenbruderschaften, der Kürschner, Metzger, der Metallbearbeiter, Büchsenmacher, Optiker, Mathematiker und Hersteller von mathematischen Geräten.
Dem Gedächtnis des Heiligen widmete man Bauwerke wie die Hubertuswarte, die Hubertusburg, das Schloss Hubertusstock sowie zahlreiche Hubertuskirchen oder Hubertusbrunnen.
Neben dem Hubertustag, dessen Datum am 3. November sich von dem der Erhebung der Reliquien am 3. November des Jahres 743 ableitet, wird regional auch der Todestag des Heiligen, der 30. Mai, gefeiert. Am Hubertustag finden alljährlich große Hubertusjagden statt, oft verbunden mit der Feier von Hubertusmessen.
Am Hubertustag gesegnetes Salz, Brot und Wasser sollte gegen Hundebisse schützen, außerdem sollten auch die Hunde selbst dadurch vor Tollwut geschützt werden. Es wurden Hubertusschlüssel zur Behandlung und Vorbeugung gegen Tollwut verwendet.
Obwohl Hubertus von Lüttich nicht im Evangelischen Namenkalender geführt wird, kann der Hubertustag aufgrund seiner hohen traditionellen Bedeutung auch mit einem evangelischen oder ökumenischen Gottesdienst gefeiert werden.
Nach Hubertus benannt sind verschiedene Studentenverbindungen, so etwa die Corps Hubertia München und Corps Hubertia Freiburg.
Quelle: Wikipedia
Ich zitiere hier stark verkürzt meinen sehr geschätzten Ratgeber, Hans-Heinrich Schmid, den Verfasser des “Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie”.
Lenzkirch
Agul
Uhrenfabrik Lenzkirch AG
Am 31.08.1851 wurde die Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation, Lenzkirch (Alg- später Agul) gegründet, die erste Uhrenfabrik im Schwarzwald. Treibende Kraft für die Firmengründung war Eduard Hauser (*21.08.1825, +1900), der 1840 zur Ausbildung in die kleine Orchestrionfabrik Ignaz Schöpperle sen. eintrat und die Herstellung von mechanischen Spielwerken erlernte.
Da ihn aber der Uhrenbau interessierte, ging er für mehrere Jahre in die Schweiz und nach Frankreich, um die Herstellung präziser Uhrwerke kennenzulernen. Zurückgekehrt gründete er 1846 mit Ignaz Schöpperle (*1810, +1882), dem Sohn seines früheren Lehrherren, die Firma Schöpperle & Hauser.
Ihr Ziel war die fabrikmäßige Herstellung von präzisen Uhrenteilen, die sie an die hausgewerblichen Schwarzwälder Uhrmacher verkaufen wollten. Diese verhielten sich sehr ablehnend und das Kapital wurde knapp. Als Geldgeber konnte die Handelsgesellschaft Faller, Tritscheler & Cie. gewonnen werden, die bedeutende Summen investierte und bis 1867 auch die Buchführung der Firma übernahm.
Die Gründungsmitglieder der Firma Lenzkirch im Jahre 1852 waren Hauser, Schöpperle, Nikolaus Rogg, Paul und Nikolaus Tritscheler und Josef Wiest, die alle jeweils 5000 fl in die Gesellschaft einbrachten.
Hauser wurde technischer Direktor und führte durch seine vielen Erfindungen und Konstruktionen von Produktionsmaschinen, sowie durch solide Werkskonstruktionen die Firma rasch zur Weltbedeutung.
Bereits 1858 wurde Lenzkirch die erste Auszeichnung auf der Gewerbeausstellung in Villingen verliehen. Es folgten weitere 15 Auszeichnungen auf nationalen und internationalen Ausstellungen, u. a. München 1854, London 1862, Paris 1867 und 1900, Chile 1875, Philadelphia 1877, Barcelona 1888. Eduard Hauser erhielt auch viele persönliche Auszeichnungen: 1858 Verdienstmedaille, 1885 in Antwerpen Diplom mit Medaille und 1891 den Zähringer Löwenorden durch den Großherzog von Baden.
Anfangs wurden in Lenzkirch französische Rohwerke bezogen und eingebaut (siehe auch Lenzkirch Wikipedia). Sehr frühe Uhren (ab etwa 1851) wurden nicht gemarkt. Das erste Markenzeichen erschien erst ab 1871.
Als der Import wegen der zunehmenden politischen Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich immer schwieriger wurde, entwickelte Lenzkirch ab 1867 eigene Tischuhrwerke, Kleinregulatorenwerke und vor allem Reisewecker mit massiven Werken nach französischem Vorbild, die sehr gut verkauft wurden.
In erheblichem Umfang wurden auch Uhrenteile produziert. Die Firma Lenzkirch war die erste deutsche Firma, der die Herstellung von Uhren-Aufzugsfedern gelang und die damit den ganzen Schwarzwald belieferte. Uhrenfedern wurden nämlich vorher aus Frankreich importiert.
Lenzkirch besaß eine eigene Gießerei, Walzwerk, Sägerei, eine galvanische und mechanische Werkstatt, sowie eine große Gehäusetischlerei, die durch ihre aufwändigen Gehäuse den Ruf der Firma entscheidend begründete. Für die Gehäuse war der Sohn, Karl Albert Hauser verantwortlich, der u. a. an der Uhrmacherschule in Furtwangen seine Ausbildung erhielt und auch Architekt, Werkzeug- und Formenmacher war. Nach dem Willen seines Vaters hätte er zusammen mit seinem Bruder Emil die Firmenleitung übernehmen sollen.
Noch 1895 stand das Unternehmen Lenzkirch an der Spitze der Uhrenfirmen in Deutschland. Da in Lenzkirch aber zu keiner Zeit Uhrwerke amerikanischer Bauweise gebaut wurden, ein Fehler, der die Firma Lenzkirch langfristig ihre Vorrangstellung in Deutschland kostete, beteiligte sich Lenzkirch auch nicht an den Verhandlungen mit den anderen deutschen Uhrenherstellern an den Uhrenkonventionen.
Im Jahre 1900 wurde eine Musterkollektion von mehreren hundert Uhrenmodellen angeboten, von der Bodenstanduhr bis zum Wecker, für die etwa 160 (!) verschiedene Werke gefertigt wurden. Die Gehäusemodelle waren Vorbild für alle deutschen Uhrenhersteller, vor allem für die Firmen in Schwenningen.
Doch der entscheidende Rückschlag kam im gleichen Jahr. Ein schwerer Brand, bei dem das ganz Uhrenlager in Flammen aufging, verursachte große Verluste. Ferner war die zu große Zahl der verschiedenen Werke und Gehäuseformen für die Firma ein zunehmendes Problem, das sich in deutlich höheren Preisen gegenüber der Konkurrenz wiederspiegelte. Zum Vergleich: Der baugleiche Reisewecker der Firma Kienzle war etwa 30 % billiger.
Eduard Hauser zog sich im März 1899 aus dem Geschäft zurück und starb 1900. Beide Söhne schieden vermutlich wegen Differenzen in der Firmenleitung aus und wechselten zur HAU (Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik, Pfeilkreuz).
Danach ging es in Lenzkirch schnell bergab. Ein allzu großes Beharrungsvermögen ließ Lenzkirch den Anschluß an die leichter und billiger zu entwickelnden “Amerikaner-Uhren” verpassen. Man blieb bei den soliden Massivwerken, die sich auf Grund der höheren Preise nicht mehr verkaufen ließen und wurde dadurch im Absatz von immer mehr anderen Firmen überrundet.
Es ist nicht bekannt, wie die Firma Lenzkirch den ersten Weltkrieg überstanden hat, aber es ist von einer Rüstungsprodukion auszugehen, da man andernfalls zur Produktionsaufgabe gezwungen gewesen wäre. Als in der 20er Jahren der Absatz der Uhren immer schwieriger wurde, trat Lenzkirch 1927 der Interessengemeinschaft mit Junghans, HAU und Becker bei. Die durch die Absprachen erzielten Einsparungen reichten aber nicht aus und 1928 wurde Lenzkirch von Junghans übernommen.
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