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Hier, auf dieser Seite, möchte ich Ihnen die Geschichte einer der legendärsten und seltensten Lenzkirch Uhr erzählen. Lenzkirch Uhr trifft es allerdings nur bedingt. Dieser prunkvolle Freischwinger wurde zwar von Lenzkirch gebaut, allerdings nicht als Serien Uhr. Den Entwurf zu dieser Uhr lieferte Kaiser Wilhelm II. Und zwar zu einem ganz bestimmten Anlass. Doch davon später mehr. ...
Es war einmal eine Prinzessin, die hatte einen älteren Bruder, den sie über alles liebte. Der Bruder, Prinz und Thronfolger, mußte sich einmal auf eine lange, gefahrvolle Reise begeben.
Als die vorgesehene Zeit bis zu seiner Rückkehr verstrich, darüber hinaus mancher Tag, manche Woche, mancher Monat ins Land gegangen und er immer noch nicht zurückgekehrt war, hielt jeder den Prinzen für verloren. Sie aber gab die Hoffnung nicht auf, obgleich niemand mehr sie darin bestärken wollte.
Eines Tages erschien ein Schwarm großer weißer Papageien. Die zauberhaften Vögel ließen sich auf dem Geländer des Palastes nieder und riefen immerzu "Kaka! Kaka!" Da schöpfte sie neuen Mut. Denn mit diesem Rufen, so glaubte die Prinzessin, wollten sie bestimmt die Heimkehr des geliebten Bruders ankündigen.
Und tatsächlich konnte sie ihn am folgenden Tag in die Arme schließen. Den klugen Vögeln verlieh sie zum Dank den Ehrennamen "Kaka tua”. Denn "Kaka" bedeutet "älterer Bruder". Dieser ist bei den Malaien eine Respektperson hohen Ranges. "Tua" steht im Malaiischen für alt, reif, vollendet, erhaben. Aus Kaka Tua wurde mit der Zeit Kakadu.
Die ältesten bildlichen Darstellungen von Kakadus, die uns erhalten geblieben sind findet man in der hinduistischen Prambanan Tempelanlage auf der Insel Java (Indonesien). Malaiische Bildhauer haben sie in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts in vulkanischen Andesit Stein gemeißelt.
Von Kakadus wußte man bis zum hohen Mittelalter im Abendland noch nichts. Erst, als die Nachzucht gelang, fand man sie in den Palästen der Könige und des Hochadels. Der Kakadu war auch ein beliebtes Objekt zeitgenössischer Maler.
Was hat die Uhr damit zu tun? Dazu müssen wir zurück in die Vergangenheit. ...
Die Liebe zur Seefahrt war bei Kaiser Wilhelm II. angeboren. Beide Eltern bekundeten großes Interesse am Seewesen. Wilhelms Vater, der nur 99 Tage regierende Kaiser Friedrich III., hatte eine besondere Vorliebe zu Marineangelegenheiten. Friedrichs Gattin Viktoria, die Mutter des späteren letzten Kaisers, war die älteste Tochter Queen Victorias und besaß in bester familiärer Tradition eine noch ausgeprägtere Neigung zur See. Man sagte, dass "Frau Kronprinzessin" die Liebe zur See und zu allem Maritimen angeboren sei.
Um das Verständnis auf das sprunghafte und geltungssüchtige Verhalten Wilhelm II. aufzubringen, ist ein Blick auf seine problematische Mutterbindung erforderlich. Die Haßliebe zwischen Mutter und Sohn läßt sich bis auf sein Geburtsjahr 1859 zurückverfolgen.
Die großen Erwartungen von Viktoria an ihren Sohn und Erstgeborenen, wurden durch die komplizierte Steißgeburt, die Mutter und Kind beinahe das Leben kostete und die den linken Arm des Kindes schwer beschädigte, zunichte gemacht. Wilhelms Arm blieb trotz intensiver, teils medizinisch recht brutaler Methoden, für alle Zeit verkrüppelt. Psychologisch ist davon auszugehen, dass der spätere Kaiser Wilhelm II. die hohen Erwartungen seiner Mutter überkompensieren mußte. Fest steht, dass die perfektionistische und willensstarke Mutter Viktoria das Kernproblem im Leben des letzten deutschen Kaisers (John C. G. Röhl) darstellte.
Angesichts von Viktorias Begeisterung für die Marine wundert es nicht, dass sie ihre beiden Söhne schon früh mit allem Seemännischen vertraut machte. Ãœber die Jugendzeit und die ersten maritimen Erfahrungen des Kaisers berichtet der Marinemaler und Kaiserfreund Willy Stöwer in seinem 1912 veröffentlichten Buch "Kaiser Wilhelm II. und die Marine”.
Als Jugendliche erlernten die beiden Hohenzollern Prinzen das Rudern. Ein kleines Boot mit Rudern und winzigen Segeln konnten Wilhelm und Heinrich schon bald sehr gut manövrieren. Beide Prinzen waren ausgezeichnete Schwimmer, denn ihre Mutter wußte nur zu gut, wer segeln will, muß schwimmen können.
Prinz Heinrich war für den Dienst in der Marine vorgesehen, Wilhelm dagegen, mußte sich mehr auf die theoretische Beschäftigung mit dem Seewesen verlegen. Eingedenk seiner Zukunft als deutscher Kaiser verschlang er eifrig alle verfügbare Literatur zum Thema. Auch noch nach Antritt seiner Regentschaft las Wilhelm II weiterhin mit großer Begeisterung Marineliteratur. Bis dahin spielte Brandenburg-Preußen nur eine untergeordnete Rolle auf den Meeren der Welt. Das sollte sich nun ändern.
Im Alter von 14 Jahren kam der junge Prinz Wilhelm das erste Mal mit dem Yachtsport in Berührung. Kaiser Wilhelm II. blieb während seiner gesamten Regentschaft dem Segelsport sehr zugetan. "Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser", mit diesen, 1898 anläßlich der Einweihung des neuen Stettiner Hafens geäußerten und später noch oft zitierten Worten unterstrich der Kaiser sein Bekenntnis zur Seefahrt.
Er wurde selbst Segler, zwar nicht der kundigste, aber ehrgeizig und äußerst leidenschaftlich. Im deutschen Reich wurde er zum eifrigsten Förderer des jungen Sports. Er sah den Segelsport als ein öffentlich wirksames Mittel an, die Aufmerksamkeit der noch jungen deutschen Nation auf das Seewesen und die Marine zu lenken. Auf spielerische Art sollten die Landeskinder sich mehr und mehr mit der Seefahrt beschäftigen.
In der sogenannten "Wilhelminischen Zeit" wurde der letzte deutsche Kaiser zur Hauptfigur einer glanzvollen Epoche des deutschen Segelsports. In nur 23 Jahren, vom Ankauf seiner ersten Yacht, mit dem diese Uhr unmittelbar zu tun hat, bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges trug Wilhelm viel dazu bei, dass das ausgehende 19. Jahrhundert zur Blütezeit der großen und eleganten Rennkutter und Rennschoner wurde. Abgesehen davon, diente der Segelsport Kaiser Wilhelm als internationale politische Bühne. Das Regattasegeln bot Wilhelm II. eine ideale Plattform, sich mit seinen englischen Verwandten zu messen.
Quelle: "Meteor - Die kaiserlichen Segelyachten" von Kristin Lammerting. DuMont Buchverlag. Köln 1999, Berliner Yachtclub, Hans Vehling (1982)
Unter Schirmherrschaft Kaiser Willhelm II. fanden internationale Regatten statt, deren Siegestrophäen und Pokale, er höchst selbst entwarf und fertigen ließ. Nun sind wir fast bei diesem Uhrenmodell, müssen aber noch einen kleinen Schlenker machen.
Am 23. September 1888 gewann die Segelyacht "Thistle" die internationale Segelregatta, ausgetragen vom Berliner Yachtklub und der Kaiserlichen Marine Admiralität.
Der Bau dieser Rennyacht verlief unter größter Geheimhaltung im Winter 1886/1887, weil die Thistle die britische Herausforderer-Yacht des America’s Cup war. Beim Stapellauf wurde der Rumpf mit Baumwolltuch verdeckt, damit man nicht ihre Linien sehen konnte. In ihrer ersten Sommersaison 1887 segelte sie in Schottland sehr erfolgreich und konnte in 15 Regatten 11 erste und 2 zweite Plätze belegen. Zu den Wettfahrten des 7. America's Cup überquerte sie den Nordatlantik und traf in New York auf die US-amerikanische Verteidiger-Yacht (defender) Volunteer, die aufgrund der überragenden Erfolge der Thistle unter starkem Erfolgsdruck stand. Der Pokal für den ersten Preis der Regatta am 23. September 1888 war das Modell des hier abgebildeten Kadaku Freischwingers. Diesen Preis hatte Kaiser Wilhelm II. selbst entworfen und bei der Uhrenfabrik Lenzkirch in Auftrag gegeben. Der Kakadu wurde 1888 erstmals, mehrmals an die Thistle verliehen, da diese einem Konsortium mit mehreren Eignern gehörte. Man vermutet, dass an diesem Tag 3 Kakadus an die 3 Haupteigner vergeben wurden.
Siehe auch: Wikipedia
Nachfolgend war unter anderem der Lenzkirch Kakadu ausschließlich als Pokal für die Sieger der Segelregatten vorgesehen, die unter Schirmherrschaft Kaiser Wilhelms II und/oder der deutschen Marine Admiralität veranstaltet wurden. Dieser Freischwinger wurde also nicht von Lenzkirch als Serienmodell produziert. Auch nicht in kleiner Auflage, wie die Lenzkirch Meerjungfrau.
Wenn Sie sich die Uhr genau ansehen, verrät sie Ihnen ihren maritimen Hintergrund. Die Spitze zeigt einen Pokal, verrät damit, wofür die Uhr gemacht ist.
Zwei gedrechselte Türmchen mit Metallspitzen flankieren den Pokal. Direkt darunter sitzt ein dreidimensionaler, sehr großer silberner Kakadu auf seiner gedrechselten Holzstange, deren Enden mit bronzenen Manschetten und Kugeln verziert sind.
Der Kakadu, Sinnbild für Gesundheit, Vitalität und Völkerverständigung, hält einen goldenen Mistelzweig im Schnabel. Der Vogel ist mehrteilig, was mit der Technik der Fertigung zu tun hat. Der Kakadu ist versilbert.
Das Zifferblatt, das die Sonne darstellt, wird eingerahmt, von einer massiven Lünette, die die Wellen, mit Schaumkronen und Gischt darstellt.
Umrahmt wird das Ganze von Meeresalgen und Wasserpflanzen.
Das Zifferblatt läuft in die Darstellung von Poseidon aus, der den Wind für erfolgreiches Segeln aus den Backen bläst.
Das schwere, massive und mehrteilige Pendel zeigt eine lächelnde Sonne für gutes Wetter und wie man weiß, braucht man die Sonne für die Navigation.
Die Pendellinse wird im Hintergrund umrankt von einem Kranz, der Seealgen, Wellen mit Schaumkronen und Gischt darstellt. Die gleiche Symbolik findet sich seitlich, mit kleinen Gischtperlen und angedeuteten Wellen.
Unten sieht man den Meeresgott Dionysos, der der Mythologie zu Folge, meuternde Matrosen und Piraten in Delphine umzuwandeln vermag. Anscheinend hat es eine Meuterei gegeben, denn oben links und rechts sind 2 stilisierte Delphine zu bewundern.
Möglicherweise stellen sie aber auch nur das Geleit für die stolze Yacht.
Doch dies ist noch nicht alles. Selbst die Befestigung des Uhrwerkes hat maritimen Charakter.
Das Werk sitzt versteckt in einer großen Messingmanschette, die die Form eines Bullauges hat. Dieser Eindruck wird verstärkt durch das dicke facettierte Glas.
Im Bullauge sitzt die Gongspirale, verstärkt mit einem massiven Klangkörper, der dem Schlag einen besonderen Charakter gibt. Die Abstandshalter sind direkt in das Holzgehäuse gearbeitet, sie stecken in versenkten Messinggewinden.
Die Werke für das Modell Kakadu sind limitiert, immer mit Rechenschlagwerk und einer Konstruktion für eine bestimmte Pendellänge.
Die lachende Sonne soll nämlich genau im Mittelpunkt des Siegerkranzes schwingen. Genau an der Rarität der Werke sind die Fälscher gescheitert. Es gelang zwar, Gehäuse nachzubauen, aber weder in Originalgröße, noch mit den richtigen Uhrwerken. Eine eins zu eins Fälschung würde bedeuten, dass man einen Lenzkirch Kakadu opfern müßte, was überhaupt keinen Sinn machen würde.
Um die Geschichte abzuschließen, der deutsche Kaiser suchte selbst für seine seglerischen Ambitionen eine erfolgversprechende Regatta Yacht. Wettbewerbsfähige Yachten konnte man zur damaligen Zeit jedoch nur in den USA oder Großbritannien kaufen oder bauen lassen.
Wilhelm II. wurde durch den Sieg im September 1888, aber auch auf Grund ihrer sowieso sehr erfolgreichen Jungfern Saison auf die Thistle aufmerksam. So kaufte er die Yacht 1891 für 90.000 Goldmark. Thistle wurde in Meteor umgetauft, ihr Heimathafen wurde Kiel, da Kaiser Wilhelm II. Namensgeber und Kommodore des Kaiserlichen Yacht-Clubs war.
Mit der Meteor nahm der deutsche Kaiser, nun zum ersten Mal mit einer eigenen Segelyacht an der internationalen und prestigeträchtigen Regattawoche von Cowes, der Cowes Week, teil. Sein Erscheinen in Cowes und im Clubhaus des Royal Yacht Squadron auf der Isle of Wight veranlasste seinen Onkel, den Prinzen von Wales und späteren König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, Eduard VII., sich auch eine Regattayacht auf derselben Bauwerft der Meteor in Schottland zu bestellen.
Siehe auch: Wikipedia
Es ist nicht bekannt, wie viele, wie lange und wie oft der Lenzkirch Kakadu als Trophäe überreicht wurde. Definitiv sicher ist, dass jeder ein Einzelstück ist, der nicht in Serie gefertigt wurde.
Kaiser Wilhelm II., der sich auch als großer Künstler sah, beließ es nicht dabei. Er entwarf als auch Pokalvasen, Porzellan und vieles mehr.
Ich zitiere hier stark verkürzt meinen sehr geschätzten Ratgeber, Hans-Heinrich Schmid, den Verfasser des “Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie”.
Lenzkirch
Agul
Uhrenfabrik Lenzkirch AG
Am 31.08.1851 wurde die Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation, Lenzkirch (Alg- später Agul) gegründet, die erste Uhrenfabrik im Schwarzwald. Treibende Kraft für die Firmengründung war Eduard Hauser (*21.08.1825, +1900), der 1840 zur Ausbildung in die kleine Orchestrionfabrik Ignaz Schöpperle sen. eintrat und die Herstellung von mechanischen Spielwerken erlernte. Da ihn aber der Uhrenbau interessierte, ging er für mehrere Jahre in die Schweiz und nach Frankreich, um die Herstellung präziser Uhrwerke kennenzulernen. Zurückgekehrt gründete er 1846 mit Ignaz Schöpperle (*1810, +1882), dem Sohn seines früheren Lehrherren, die Firma Schöpperle & Hauser.
Ihr Ziel war die fabrikmäßige Herstellung von präzisen Uhrenteilen, die sie an die hausgewerblichen Schwarzwälder Uhrmacher verkaufen wollten. Diese verhielten sich sehr ablehnend und das Kapital wurde knapp. Als Geldgeber konnte die Handelsgesellschaft Faller, Tritscheler & Cie. gewonnen werden, die bedeutende Summen investierte und bis 1867 auch die Buchführung der Firma übernahm. Die Gründungsmitglieder der Firma Lenzkirch im Jahre 1852 waren Hauser, Schöpperle, Nikolaus Rogg, Paul und Nikolaus Tritscheler und Josef Wiest, die alle jeweils 5000 fl in die Gesellschaft einbrachten.
Hauser wurde technischer Direktor und führte durch seine vielen Erfindungen und Konstruktionen von Produktionsmaschinen, sowie durch solide Werkskonstruktionen die Firma rasch zur Weltbedeutung.
Bereits 1858 wurde Lenzkirch die erste Auszeichnung auf der Gewerbeausstellung in Villingen verliehen. Es folgten weitere 15 Auszeichnungen auf nationalen und internationalen Ausstellungen, u. a. München 1854, London 1862, Paris 1867 und 1900, Chile 1875, Philadelphia 1877, Barcelona 1888. Eduard Hauser erhielt auch viele persönliche Auszeichnungen: 1858 Verdienstmedaille, 1885 in Antwerpen Diplom mit Medaille und 1891 den Zähringer Löwenorden durch den Großherzog von Baden.
Anfangs wurden in Lenzkirch französische Rohwerke bezogen und eingebaut (siehe auch Lenzkirch Wikipedia). Sehr frühe Uhren (ab etwa 1851) wurden nicht gemarkt. Das erste Markenzeichen erschien erst ab 1871.
Als der Import wegen der zunehmenden politischen Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich immer schwieriger wurde, entwickelte Lenzkirch ab 1867 eigene Tischuhrwerke, Kleinregulatorenwerke und vor allem Reisewecker mit massiven Werken nach französischem Vorbild, die sehr gut verkauft wurden.
In erheblichem Umfang wurden auch Uhrenteile produziert. Die Firma Lenzkirch war die erste deutsche Firma, der die Herstellung von Uhren-Aufzugsfedern gelang und die damit den ganzen Schwarzwald belieferte. Uhrenfedern wurden nämlich vorher aus Frankreich importiert.
Lenzkirch besaß eine eigene Gießerei, Walzwerk, Sägerei, eine galvanische und mechanische Werkstatt, sowie eine große Gehäusetischlerei, die durch ihre aufwändigen Gehäuse den Ruf der Firma entscheidend begründete.
Für die Gehäuse war der Sohn, Karl Albert Hauser verantwortlich, der u. a. an der Uhrmacherschule in Furtwangen seine Ausbildung erhielt und auch Architekt, Werkzeug- und Formenmacher war. Nach dem Willen seines Vaters hätte er zusammen mit seinem Bruder Emil die Firmenleitung übernehmen sollen.
Noch 1895 stand das Unternehmen Lenzkirch an der Spitze der Uhrenfirmen in Deutschland. Da in Lenzkirch aber zu keiner Zeit Uhrwerke amerikanischer Bauweise gebaut wurden, ein Fehler, der die Firma Lenzkirch langfristig ihre Vorrangstellung in Deutschland kostete, beteiligte sich Lenzkirch auch nicht an den Verhandlungen mit den anderen deutschen Uhrenherstellern an den Uhrenkonventionen.
Im Jahre 1900 wurde eine Musterkollektion von mehreren hundert Uhrenmodellen angeboten, von der Bodenstanduhr bis zum Wecker, für die etwa 160 (!) verschiedene Werke gefertigt wurden. Die Gehäusemodelle waren Vorbild für alle deutschen Uhrenhersteller, vor allem für die Firmen in Schwenningen.
Doch der entscheidende Rückschlag kam im gleichen Jahr. Ein schwerer Brand, bei dem das ganz Uhrenlager in Flammen aufging, verursachte große Verluste. Ferner war die zu große Zahl der verschiedenen Werke und Gehäuseformen für die Firma ein zunehmendes Problem, das sich in deutlich höheren Preisen gegenüber der Konkurrenz wiederspiegelte. Zum Vergleich: Der baugleiche Reisewecker der Firma Kienzle war etwa 30 % billiger.
Eduard Hauser zog sich im März 1899 aus dem Geschäft zurück und starb 1900. Beide Söhne schieden vermutlich wegen Differenzen in der Firmenleitung aus und wechselten zur HAU (Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik, Pfeilkreuz).
Danach ging es in Lenzkirch schnell bergab. Ein allzu großes Beharrungsvermögen ließ Lenzkirch den Anschluß an die leichter und billiger zu entwickelnden “Amerikaner-Uhren” verpassen. Man blieb bei den soliden Massivwerken, die sich auf Grund der höheren Preise nicht mehr verkaufen ließen und wurde dadurch im Absatz von immer mehr anderen Firmen überrundet.
Es ist nicht bekannt, wie die Firma Lenzkirch den ersten Weltkrieg überstanden hat, aber es ist von einer Rüstungsprodukion auszugehen, da man andernfalls zur Produktionsaufgabe gezwungen gewesen wäre.
Als in der 20er Jahren der Absatz der Uhren immer schwieriger wurde, trat Lenzkirch 1927 der Interessengemeinschaft mit Junghans, HAU und Becker bei.
Die durch die Absprachen erzielten Einsparungen reichten aber nicht aus und 1928 wurde Lenzkirch von Junghans übernommen.
Sie haben selbst eine Uhr, die Ihnen lieb und teuer ist? Zögern Sie nicht, mich anzusprechen! Was Menschen gebaut haben, kann von Menschen restauriert werden. Holz ist ein lebendiger Werkstoff. Es ist schön, damit zu arbeiten. Ebenso schön ist es, Dinge aus der Vergangenheit, die eine Geschichte erzählen können, zu erhalten. Diese schönen Zeitzeugen können, im Gegensatz zu uns, noch weitere Jahrhunderte erleben.
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