Die Uhren Restauration oder Reparatur einer antiken Uhr, wie z. B. eines Regulators, sollte immer im Ganzen erfolgen. Zu meinen SpezialitĂ€ten in meiner kleinen Uhrmacherwerkstatt in Berlin gehören GroĂuhren, Wanduhren wie Regulatoren, Pendeluhren allgemein, wie z. B. auch Tischuhren.
Widmen wir uns zunÀchst dem GehÀuse. GrundsÀtzlich ist jeder Regulator geeignet. Es gibt eigentlich nichts, das so kaputt ist, dass eine Restauration aussichtslos wÀre. Denn unsere antiken Wanduhren sind aus Holz. Holz ist ein Werkstoff, der leicht zu bearbeiten und formbar ist.
Auch Zierteile können nachgearbeitet werden. Im Optimalfall sind noch einige vorhanden. Ist das nicht der Fall, geht man mit kriminalistischen SpĂŒrsinn vor und untersucht Leimspuren ehemaliger Zierteile, um die Form herauszubekommen. AuĂerdem gibt es AbdrĂŒcke und helle Stellen am GehĂ€usedeckel, die schon mal einen Hinweis auf die GröĂe eines fehlenden Aufsatzes geben. Auch alte Kataloge der Hersteller geben Auskunft ĂŒber das frĂŒhere Aussehen eines Uhrenmodells.
Sie sehen hier, verteilt im Text, ein paar Fotos eines Wiener Regulators und eines Gustav Becker-Regulators aus der GrĂŒnderzeit. Das GehĂ€use des Wieners wurde in Einzelteilen auf einem Dachboden gefunden. Es war ĂŒbersĂ€t mit Wurmlöchern und so porös, dass man es nicht fest anfassen konnte, ohne Angst haben zu mĂŒssen, dass die perforierten Teile zu Staub zerfallen. Doch was zunĂ€chst fĂŒr den Laien hoffnungslos erscheint, ist fĂŒr den Fachmann immer nur halb so schlimm.
Das GehÀuse
Der Erhaltungszustand von einer Uhr zur anderen unterscheidet sich manchmal erheblich. Manche Uhren haben es immer gut gehabt, andere haben auf Dachböden vor sich hingedĂŒmpelt.
Die Restauration einer antiken Uhr sollte man selbst nur dann vornehmen, wenn man genĂŒgend Ahnung von der Materie hat. Schon viele schöne und wertvolle Uhren sind durch den wohlmeinenden Heimwerker ruiniert worden. Diese Uhren werden dann in diversen Internet AuktionshĂ€usern an Bastler offeriert. Wenn die Uhr Pech hat, gerĂ€t sie dann wieder in nicht versierte HĂ€nde und der NĂ€chste experimentiert daran herum. So wird unser Kulturgut mehr und mehr aus GrĂŒnden der Sparsamkeit vernichtet.
HĂ€ufige Fehler
Der hĂ€ufigste Fehler ist das EinsprĂŒhen der OberflĂ€che mit modernen Lacken aus der Dose.
Schellack und moderne Lacke vertragen sich grundsĂ€tzlich nicht. Die SchellackoberflĂ€che bekommt weiĂe Flecken unter der neuen Lackschicht. Noch schlimmer ist es, wenn die alte Schellackschicht schon porös war. Man kann zwar den modernen Lack wieder abbeizen, damit ist aber auch die antike Patina hin, fĂŒr die die Uhr u. U. 100 Jahre gebraucht hat.
Schellack beizt, laugt oder schleift man nicht ab. Ein Abschleifen birgt die Gefahr, dass das Furnier besonders an den Kanten beschĂ€digt wird. Es ist selten notwendig, dass eine Schellackschicht entfernt werden muĂ. Schellack entfernt man, wenn ĂŒberhaupt nötig, mit geeigneten Mitteln, die den Schellack anlösen. Der Fachmann versucht, den Schellack aufzufrischen. Der alte Schellack verbindet sich dann mit einer neuen Politur, die man auf die gereinigte FlĂ€che aufbringt.
Ein weiterer Fehler ist die Anwendung von Streichschellack. Die Hersteller versprechen eine leichte Anwendung. Das stimmt auch, jedoch nur fĂŒr den Fachmann.
Streichschellack eignet sich, wenn ĂŒberhaupt, nur fĂŒr kleine FlĂ€chen oder verschnörkelte Teile wie die Holzpuppen und Schnitzereien an den alten Regulatoren. Hierbei ist aber zu beachten, dass Streichschellack Spiritus enthĂ€lt, der die alte Politur anlösen wird. Das Ergebnis ist eine bucklige Schmiererei aus altem und neuem Schellack, wenn man nicht weiĂ was man tut. Genau so schlimm sind Lacknasen, die auftreten, wenn man zu viel des Guten versucht oder wenn man nicht schnell genug arbeitet.
SchellackoberflÀchen
Hat man eine alte SchellackoberflĂ€che vor sich, die viele Unebenheiten und starke Verschmutzungen aufweist, empfiehlt sich erst einmal eine Grundreinigung mit fĂŒr Schellack geeigneten Lackreinigern. Oft handelt es sich um Fliegendreck und Nikotin, etc..
Verwechseln Sie dies bitte nicht mit irgendwelchen Möbelpolituren aus dem Supermarkt. FĂŒr Ihr antikes SchĂ€tzchen sollte das Beste gerade gut genug sein!
Alle billigen Polituren bilden Schichten auf dem GehĂ€use! Die geeigneten Mittel sind nur im Fachhandel fĂŒr Restaurationsbedarf erhĂ€ltlich. Ein weiterer Nachteil ist, dass einige Polituren Ăl enthalten. Dieses Ăl zieht unter eine poröse SchellackoberflĂ€che und verfĂ€rbt das Holz und zwar in hĂ€Ălichen Flecken. Diese SchĂ€den lassen sich nie wieder beseitigen.
Erst, wenn eine Reinigung zu keinem Erfolg fĂŒhrt, ist eine Restauration in ErwĂ€gung zu ziehen. Voraussetzung fĂŒr eine gelungene Restauration ist das Wissen ĂŒber die Wirkung von Beizen, Bierfarbe, Ebonisierung, wenn z. B. fehlende Holzteile oder AufsĂ€tze repariert oder ergĂ€nzt werden mĂŒssen.
Sehr hĂ€ufig ist der Ausschnitt ĂŒber dem Zifferblatt gerissen. Dies kommt durch die feste Verleimung und Spannungen, die durch den Holzschwund entstehen. Diese Risse kann man unsichtbar verschlieĂen, wenn man die geeigneten Materialien hat. Man sollte immer zuerst versuchen, Originalmaterial zu erhalten und nur im Notfall in ErwĂ€gung ziehen, Teile zu ersetzen. Die handelsĂŒblichen Holzpasten sind ĂŒbrigens ungeeignet, da sie keine Beize annehmen. Die Farbangaben beziehen sich immer auf neues Holz. Wenn Sie versuchen, damit Wurmlöcher zu verschlieĂen, haben Sie als Ergebnis helle verschlossene Löcher, die schlimmer aussehen, als die offenen Wurmlöcher. Das Ergebnis wĂ€re also eine Verschlimmbesserung.
Fehlende Zierteile
Es gibt zwar AufsĂ€tze und Zierteile zu kaufen, aber zum Einen kommen nur Restauratoren an die gute Ware, zum Anderen ist es eine Wissenschaft fĂŒr sich, neue Teile an alte anzupassen. Das setzt auch ein gewisses MaĂ an Geschick fĂŒr den Umgang mit Farben und die kĂŒnstliche Patinierung voraus. Ein gut gemachter Aufsatz sieht in der Beschaffenheit genauso aus wie das GehĂ€use.
Die 0815-AufsĂ€tze diverser Internetanbieter sind grundsĂ€tzlich abzulehnen, sie verschandeln jede Uhr und verraten sich sofort anhand der nicht stimmenden Proportionen im VerhĂ€ltnis zum GehĂ€use. Hier hilft es nur, nach alten Vorlagen speziell fĂŒr das vorliegende GehĂ€use nachzubauen. Die gute alte Handarbeit ist also gefragt und um eine ordentliche Schellack-Handpolitur kommt man nicht herum, wenn man es ordentlich machen will.
Anders sieht es mit Furnierarbeiten aus. Die Arbeit an sich ist eine Bastelarbeit, die auch von einem geschickten Laien durchgefĂŒhrt werden kann. die Problematik liegt eher darin, an geeignete Materialien zu kommen und es ergibt sich auch hier das Problem der authentischen Farbgebung.
Wurmlöcher sind ein Indiz fĂŒr die Echtheit einer AntiquitĂ€t. Daher sollte man bei der SchlieĂung von Wurmlöchern nicht ĂŒbertreiben. An den Seitenteilen stören sie grundsĂ€tzlich nicht. Nur dort, wo sich das Licht bricht, an hochglĂ€nzenden SĂ€ulen oder Zierteilen können sie störend wirken. Man fĂŒllt die Löcher mit Wachsstangen, die man flĂŒssig macht. Aber auch hier gilt, dass eine falsche Farbwahl alles verschlimmern kann. In HeimwerkermĂ€rkten gibt es nur eine begrenzte Auswahl von Farben und mit NuĂbaum gekennzeichnete Materialien beziehen sich auf die Farbe neuen Holzes. Es gibt fĂŒr den Heimwerker immer nur NuĂbaum hell und NuĂbaum dunkel. Beides hat mit NuĂbaum antik nichts zutun.
Das Uhrwerk
Dieses Kapitel ist schnell abgehandelt. Wenn Ihnen Ihre Gesundheit und das Wohl der Uhr am Herzen liegt, lassen Sie besser die Finger von der Restauration eines Uhrwerkes, sofern Sie keine Erfahrungen damit haben.
Schon beim Auseinandernehmen kann das Werk zerstört werden. Sie mĂŒssen nur vergessen, die Federn zu entspannen. Das Entspannen der Federn setzt Spezialwerkzeug voraus. Hantieren Sie nicht mit dem kleinen UhrenschlĂŒssel herum! Einmal abgerutscht haben Sie sehr schmerzhafte blaue Flecken und sind um eine Erfahrung reicher. Eine ausgetauschte Feder kann nur mit einem Federwinder eingesetzt werden. Auch hier sollten Sie alle Versuche mit UhrenschlĂŒsseln auf dem Vierkant lassen.
Gefahrenquellen gibt es viele und diese beziehen sich nicht nur auf Ihre Gesundheit. Die Zapfen, die in den Lagern liegen, sind bei hochwertigen Werken sehr fein und können beim Auseinandernehmen sehr leicht brechen. Gleiches gilt beim Zusammenbau. Damit bleibt Ihnen ein Besuch beim Uhrmacher dann doch nicht erspart.
GrundsĂ€tzlich sind hochwertige Uhrwerke eigentlich fast unkaputtbar. Einige Hersteller gaben damals schon wegen des zunehmenden Konkurrenzdruckes durch die Industriealisierung auf einen Regulator 50 Jahre und auf eine Standuhr sogar 100 Jahre Garantie. Die regelmĂ€Ăige Wartung natĂŒrlich vorausgesetzt.
Lassen Sie Ihre Uhrwerke regelmĂ€Ăig von einem Fachmann warten, das schont Ihre Nerven und erhĂ€lt den Wert Ihrer Uhr.
HĂ€ufiger Fehler: “Ăl druff, wird schon laufen”. Falsch! Das Uhrwerk lĂ€uft, so lange es kann. Irgendwann geht es nicht mehr, weil die Lager oval gelaufen sind. Dies kommt durch den feinen Dreck, der sich in den Lagern ansammelt und wie Schmirgel wirkt. Sollten Sie das Geld fĂŒr eine Reinigung nicht aufbringen, halten Sie die Uhr an und warten Sie, bis Ihre finanzielle Lage es erlaubt.
Wenn Sie eine Uhr besitzen, die Ihnen lieb und teuer ist, vertrauen Sie sie lieber einem Menschen an, der sich darauf versteht, sie wieder herzurichten. Sie wissen ja, Uhren haben eine Seele!
Was mĂŒssen Sie tun?
Sie mĂŒssen sich ein Herz fassen und mir Ihre Uhr gut verpackt herschicken oder vorbeibringen. Die Adresse finden sie auf der Kontaktseite.
FĂŒr die Restauration benötige ich im Optimalfall immer die gesamte Uhr mit allen Zierteilen. Es ist nicht möglich, Teile anhand von Fotos nachzumachen. Neue Zierteile mĂŒssen in Farbe und Beschaffenheit auf das alte Originalmaterial abgestimmt werden.
Dennoch können Sie, um eine ungefÀhre EinschÀtzung zu erhalten, auch Fotos mit einer Anfrage an meine Mailadresse schicken: info@wandel-der-zeit.de.
Die Preise richten sich immer nach Aufwand. Eine normale Reinigung eines Regulatoruhrwerkes beginnt bei etwa 95 ⏠(stille Regulatoren ohne Schlagwerk) bis zu 250 ⏠Euro und mehr, je nach Technik, Komplikationen und Aufwand. Der Aufwand unterscheidet nach Schlagwerk, SchloĂscheibe, Rechenschlagwerk, Westminster, 1/4 Schlag und nach Zustand des Uhrwerkes. Es liegt auf der Hand, dass ein regelmĂ€Ăig gepflegtes Uhrwerk einfacher zu reinigen ist, als ein Uhrwerk, dass Jahrzehnte keinen Uhrmacher gesehen hat. Hinzu kommen die Beseitigung von VerschleiĂerscheinungen, die die Werke aufweisen, die zu lange gelaufen sind. Oft reicht die Reinigung eben nicht aus.
FĂŒr die Uhrwerksreinigung wird im Optimalfall auch das GehĂ€use ohne Zierteile eingeschickt, denn das Uhrwerk sollte im GehĂ€use ausgerichtet werden und die Gefahr, dass es sich verstellt, wird dadurch gemindert.
Ergebnisse
Die hier gezeigte Uhr haben Sie oben im Fundzustand gesehen. Sie hatte, wie schon erwĂ€hnt, durch die lange unsachgemĂ€Ăe Lagerung auf einem Dachboden stark gelitten. Das Material war teilweise vom WurmfraĂ perforiert, die Holzstruktur muĂte mit Holzverdichter wieder stabilisiert werden. AnschlieĂend muĂten FurnierschĂ€den ausgebessert werden und die SchellackoberflĂ€che, die rissig, spröde und glanzlos war, neu aufgebaut werden.
Wie sie hier links sehen, wurde die Uhr restauriert, ohne die antike Patina zu zerstören. Es handelt sich ĂŒbrigens um das originale Pendel, das Sie weiter oben im Fundzustand sehen.
Das Uhrwerk hatte es etwas besser, da es ein hochwertiges Uhrwerk von Carl Werner war, reichte eine normale Uhrenreinigung aus, um es wieder zum Leben zu erwecken. Alle Lager waren bestens erhalten und standen beim Zusammenbau senkrecht in den Platinen.
Und hier ist Nummer zwei, der Gustav Becker Regulator. Auch diese Uhr konnten Sie oben schon einmal im unrestaurierten Zustand sehen.
HÀtten Sie gedacht, dass die rötliche Farbe der SÀulen eine Reaktion auf Nikotin war?
Nach der Befreiung des GehĂ€uses vom Nikotin und Dreck, der sich in Jahrzehnten angesammelt hatte, kaum die ursprĂŒngliche Holzfarbe wieder hervor.
Die OberflĂ€che muĂte dennoch restauriert werden, denn der Schellack war rissig und es gab viele Stellen ohne Lack.
Beide GehÀuse wurden nach der Restauration, dem Wunsche der Kunden folgend, mit Wachs konserviert.
Wartezeiten:
Es gibt leider nur noch wenige Menschen, die GehĂ€use und Uhrwerke zugleich restaurieren können. Aus diesem Grund ist die Nachfrage bei mir sehr groĂ. Normalerweise bringt man ein GehĂ€use zum Restaurator, das Werk zum Uhrmacher. Die Wartezeit richtet sich nach den aktuell vorliegenden AuftrĂ€gen. Je schneller eine Uhr in Berlin ist, um so eher steht sie zur Restauration in der Warteschleife. Beachten Sie bitte, dass ich allein arbeite und auch nicht gegen höhere Gewalt, wie Krankheit gefeit bin. Der Probelauf einer Uhr nach der Reinigung des Uhrwerkes dauert im Schnitt 14 Tage. Wird ein Eingriff notwendig, weil noch nicht alles “rund” lĂ€uft, dann kann sich die Wartezeit um weitere TestlĂ€ufe verlĂ€ngern. Die Restauration von Schellack erfolgt in mehreren Schichten und benötigt Trockungszeiten, hier wird nichts gesprĂŒht! Haben Sie bitte Geduld, die Beantwortung von Nachfragen hĂ€lt mich von der Arbeit ab. Eine Uhr geht zurĂŒck zum Kunden, wenn GehĂ€use und Werk perfekt sind. Feste Termine kann ich nicht verbindlich nennen.
Preise:
Die Preise richten sich nach Zustand des Uhrwerkes und GehĂ€uses. Aus der Ferne kann nur eine grobe AbschĂ€tzung erfolgen. Es ist nĂŒtzlich, wenn Sie bei Nachfragen Fotos mitsenden. Einige Arbeiten können im Voraus auch als Festpreis (Komplettpreis GehĂ€use und Werk) ausgehandelt werden. Bitte beachten sie, unsere Preise fĂŒr Restaurationen sind netto, also zuzĂŒglich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Eine Tischuhr
Diese Tischuhr wurde Opfer des “Laugenteufels”. Man hat sie abgelaugt, in der Hoffnung, eine helle Uhr zu erhalten. Das Ergebnis war abgelöstes und aufgequollenes Furnier und aufgelöste Leimstellen. Auch der Schellack war hin. Die Restauration hat sich trotzdem gelohnt, denn es war ein sehr hochwertiges Uhrwerk im GehĂ€use. Nach den GehĂ€usearbeiten bekam das GehĂ€use eine neue Schellack Handpolitur.
Vorher:
Nachher:
GrĂŒnderzeit-Regulator
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