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Restaurierte Uhren

Vieles, was so aussieht, als müsse man es auf den Müll werfen, ist zu retten. Denn alles, was von Menschenhand gemacht wurde, kann auch von Menschenhand wiederhergestellt werden. Wie eine restaurierte Uhr hinterher aussehen kann, möchte ich Ihnen hier anhand eines Restaurationsbeispiels zeigen.

LFS_Regulator_Kling_01Im Optimalfall hat niemand vorher Hand angelegt, alles ist gealtert, ohne dass mit Beizen, modernen Lacken, Goldspray oder ähnlichem herum hantiert wurde.

Ersetzte Aufsätze sind kein Problem, in meinem Fundus finden sich reichlich passende antike Aufsätze, manchmal sogar Originalaufsätze.

Sie sehen hier eine Ausgangssituation. Die Uhr ist von LFS, Lorenz Furtwängler und Söhne.

Im Fundzustand war das Gehäuse sehr dreckig, nicht sehr gut riechend, mit reichlich Patina überzogen.

Die Pantina antiker Uhren besteht aus Fliegenschiss von Generationen von Stubenfliegen, Rückständen von Russ, denn man hat früher mit Kohle geheizt, sowie Fett aus Küchen, wenn die Uhr in der Nähe einer solchen hing.

Oftmals ist der Belag so dick, dass man keine Holzmaserung mehr sehen kann. Was sich darunter versteckt, kann ein Laie schwer erkennen, denn der Versuch, eine solche Uhr zu reinigen, kann sie zerstören, wenn man die falschen Mittel wählt.

So ist unbedingt davon abzuraten, handelsübliche Möbelpolituren zu verwenden, aus ganz spezifischen Gründen. Antiker Schellack zeigt oft für das Auge kaum wahrnehmbare Haarrisse. Das Finish, die ehemals geschlossene, polierte Oberfläche ist also beschädigt.

LFS_Regulator_Kling_02Das kann trotzdem noch gut aussehen, bis man der Uhr mit Möbelpolitur zu Leibe rückt. Die Polituren enthalten alle Öle.

Das Holz einer antiken Uhr ist sehr trocken, es saugt sich sofort voll Öl, eben genau durch diese feinen Haarrisse. Das getränkte Holz verändert die Farbe, während das Holz auf dem die Politur noch intakt ist, die Farbe behält. Wir bekommen eine fleckige Uhr.

Nicht nur das, der Startschuss für das Abblättern der originalen Schellack Politur ist gemacht. Das Öl wird weiter kriechen und sie nach und nach ablösen.

Auf dem Holz, das sich mit Öl vollgesogen hat, hält keine neue Politur. Man muß es aufwendig vorbehandeln, um es wieder für Schellack tauglich zu machen.

Was nun auf den ersten Blick nach nichts Besonderem aussah, entpuppte sich nach den ersten Arbeitsschritten als das berüchtigte kleine hässliche Entlein, in dem ein Schwan steckte. LFS hatte sich nämlich dabei etwas gedacht. Wie man weiß, produzierte Furtwängler eher für die gehobene Käuferschicht, man konkurrierte mit der Firma Lenzkirch, die Weltruhm erlangte.

LFS_Regulator_Kling_03Es mußte also schon so besonders sein, dass es mit den berühmten Lenzkirch Uhren Schritt halten konnte. Und das konnte diese Uhr, vor sehr langer Zeit. Das Gehäuse stammt aus dem Louis Philippe, die Uhr entstand in den Jahren um 1865.

Furtwängler hatte eine elegante Salonuhr entworfen, bei der nicht Weichholz als Träger fungierte, sondern helles Kirschbaum Holz. Durch die partielle Furnierung mit Nussbaum Edelfurnier entstand so ein reizender Kontrast zwischen dem hellen Kirchbaum Holz und dem Edelfurnier.

Die teuersten Uhren waren damals übrigens aus Kirschbaum Holz, Eiche oder Ebenholz.

Während der weiteren Arbeitsschritte zeigte sich, dass die Uhr dreifarbig konzipiert war. Kirschbaum hell, Nussbaum hell und Nussbaum dunkel.

Die Kapitelle sind aus massivem Nussbaum Holz, die Simsleiste ist ebenfalls aus Kirschbaum.

Während der Bearbeitung zeigten sich immer mehr Details, die man unter dem Schmutz, der auf dem Gehäuse lag, niemals vermutet hätte. Diese Details galt es, wieder heraus zu holen.

LFS_Regulator_Kling_05Dabei durfte der Schellack aber nicht zerstört werden, der noch auf dem Holz lag.

Dazu muß man wissen, dass die antiken Uhren mit mehreren Schichten Schellack, bis zu 8, mit einer sogenannten Handballen Politur veredelt wurden.

Es ist also reichlich Schellack in den Holzporen, der mit frischem Schellack während der Restauration verbunden werden kann, so dass sich die Oberfläche wieder schließt.

Hier ist aber ein sehr vorsichtiges Vorgehen geboten, denn eine antike Uhr soll die Würde behalten und nachher nicht wie Laden neu aussehen.

Deshalb werden Gebrauchsspuren, wie zum Beispiel Schleifspuren durch die Türen, etc. nicht beseitigt.

Die Uhren haben ein langes Leben hinter sich, was man auch sehen soll. Sie sollen aber wieder Wohnzimmer tauglich werden, seidig glänzen und neutral riechend an der Wand hängen.

Im letzten Arbeitsschritt wird der Schellack repariert, danach wird er mit einer dünnen schützenden Wachsschicht konserviert, die auch wieder poliert wird.

Wenn das Gehäuse fertig ist, wird das Uhrwerk restauriert. Die Bezeichnung Restauration ist durchaus passend, denn oftmals reicht eine Reinigung nicht aus. Leider werden viele Uhren nicht regelmäßig gewartet, weil die Besitzer denken, wenn sie laufen, wäre alles gut. Dem ist leider nicht so. Denn ohne regelmäßige Reinigung der Werke und Austausch der Öle verschleißen die Werke, vor allem an den Lagern. Auch Federrisse, die ein ganzes Werk zerstören können, vermeidet man, wenn man die Uhren nachsehen lässt. Näheres dazu habe ich hier zusammengefasst.

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